3.Kastellfest des Historischen Vereins in den Mauern des Ostkastells

Welzheim (Rems-Murr-Kreis) 12./ 13. September: Bereits zum dritten Mal organisierte die Römergruppe Numerus Brittonum des Historischen Vereins in „ihrem“ Kastell, zusammen mit befreundeten Geschichtsdarstellungsgruppen am vergangenem Wochenende ein Ereignis mit breiter Programmpalette.
Den Auftakt bildete am Vorabend die Abendveranstaltung „Nachts im Kastell“. In einem aufwendig inszenierten Stück wurde das römisch-germanische Grenzleben an der Kulturscheide geschickt und mit viel Witz und Eifer fürs Detail vermittelt. Dabei wurde die Geschichte des Jungrömers Gallus erzählt, der von seinem Vater in die Armee geschickt, gleich bei seiner ersten Mission jenseits des Limes von einem Germanenstamm gefangen wurde. Der anfänglich als „Römerling“ verachtete Fremdkörper der Sippe schaffte es aber durch seine Kenntnisse über die römische Kriegskunst schnell sich in die Sippe zu integrieren und auch eine mehr als freundschaftlich Beziehung zu einer Germanin aufzubauen. Als bei einer Friedensmission unglücklicherweise ein Römer stirbt und Mitglieder des Stammes gefangengenommen wurden, muss der Grenzgänger zwischen seinen Identitäten ringen und eine Entscheidung fällen. Diese Konzept eines Lebens zwischen den „Fronten“ wurde gemeinschaftlich durch die Mitglieder der „Römer“ und „Germanen“ im Vorfeld entworfen. Sowohl die Vorführung selbst als auch die vorherigen Proben bereiteten den Beteiligten als auch natürlich den zahlreich versammelten Zuschauern viel Freude. Der Abend endete mit Lagerfeuergesprächen zwischen den – antik durch den Limes getrennten, nun aber miteinander verbunden- Beteiligten.
Der Sonntag wurde feierlich mit einem Einmarsch der Soldaten zelebriert. Dabei durfte natürlich nicht die Weihezeremonie fehlen, welche die Götter für einen erfolgreichen (und trockenen) Ablauf mit Opfergaben gnädig stimmen sollten. In der anschließenden Mittagszeit konnten sich sowohl die Soldaten als auch die Besucher an den Speisen erfreuen: Während sich der römische „Miles“ an einem nahrhaften und geschmackvollen Getreideeintopf – „Puls“ genannt – erfreute, wurde den Besuchern mit der sogenannten „lukanischen“ Wurst ebenfalls eine antike Spezialität geboten.
Im weiteren Nachmittagsgeschehen stand eine römische Hochzeit im Fokus des Geschehens: Diese wurde interessiert von den Besuchern verfolgt, wobei auch einige Gemeinsamkeiten, wie zum Bespiel das Schließen eines Ehevertrags, zu heutigen Eheschließungen amüsant wiedererkannt wurden. Nach einer Modeschau, die sowohl die römische als auch germanische Mode präsentierte, luden die Germanen der Alamannengruppe „Ulfinger“ zu einem Thing, das als basisdemokratische Institution die Anliegen eines Stammes besprach, in diesem Fall den möglichen Krieg mit den Römern. Als hätten die Römer dies selbst gehört, übten sie ihre taktischen und militärischen Fähigkeiten mit dem für den Soldatenalltag typische Exerzieren ein. Dabei durften die Besucher auch miterleben, wie sich ein Germane gefühlt haben mochte, wenn eine geschlossene Kampflinie mit gezückten Speeren auf einen zukam. Der krönende Abschluss des Kastellfestes stellte eine Kastellerstürmung der Barbaren dar, die im ersten Versuch misslang. Im zweiten Anlauf jedoch durch das Erklimmen der Mauer erfolgreich gemeistert wurde. Diese inszenierte Gegnerschaft zwischen Römern und Alamannen sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass alle beteiligten Gruppen und Einzeldarsteller gemeinsam an diesem Kastellfest viel zuwege gebracht haben und Gelegenheit hatten ihre Verbundenheit über die Faszination von Geschichte hinaus zu vertiefen.
Die Römerabteilung Numerus Brittonum des Historischen Vereins Welzheims widmet sich seit ihrer Gründung 2005 der Vermittlung der antiken Kulturgeschichte und der archäologischen Zeugnisse römischer Präsenz.. Inzwischen rekrutieren sich die mehr als dreißig männlichen und weiblichen Mitglieder der Vereinsabteilung aus allen Alters- und Berufsgruppen. Ein großer Teil der Gruppe nimmt zudem einen großen Anfahrtsweg in Kauf, um Stätten wie den Archäologischen Park Ostkastell den Besuchern nahe zu bringen. Mit ihrer Darstellung von antikem Handwerk, Militär- und Alltagsleben ist auch eine eigene intensive Jugendarbeit verbunden. Neben den vielen eigenen Veranstaltungen in Welzheim ist die Gruppe das Jahr über vielfach auch an anderen antiken Stätten landesweit aktiv, für Welzheim und die römische Vergangenheit.

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