Rekonstruktion eines Wurfkatapults

Bei einem onager (= Wildesel) handelt es sich um ein einarmiges Torsionsgeschütz, welches als Steinwerfer eingesetzt wird. Der onager besteht aus einem Holzrahmen und einem Prellbock. Der Wurfarm wird in ein querliegendes Seilbündel eingesetzt, welches verdreht wird und somit beim Spannen die notwendige Energie zum Werfen aufnimmt. Am Ende des Wurfarms ist entweder eine Schale oder Schlinge angebracht. Dadurch wird der Wurfarm verlängert und es wird für die notwendige Beschleunigung gesorgt. Beim Auslösen wird die Energie freigesetzt und das Wurfgeschoss beschleunigt.

Die günstigste Gefechtsentfernung zur Bekämpfung befestigter Wehranlagen – denn nur dafür wurde der onager eingesetzt – beträgt zwischen 80 und 150 m. Bei zu großer Schussweite nimmt die Treffsicherheit und Effektivität aus ballistischen Gründen ab. Maximale Schussweiten von bis zu 400 m sind möglich, aber nicht effektiv, haben aber eine hohe psychologische Wirkung. Als Wurfgeschosse wurden Steinkugel verwendet, welche zur damaligen Zeit die beste Geschossform darstellten. Die Treffsicherheit hängt zusätzlich von Wind, Wetter und Gewicht der Steine ab. Bis zu 30 Minen (= 13 kg) schwere Geschosse wurden verwendet.
Im Gegensatz zur römischen Legion, welche ca. 50 Pfeilgeschütze (scorpio) und 10 Steinewerfer (onager) mit sich führten, hatten die Hilfstruppen keine Geschütze in ihrem Arsenal. Im Welzheimer Ostkastell wurden behauene Steinkugeln gefunden. Ob dies eine Beweislage für dort stationierte onager darstellt, ist nicht belegt.

Der Numerus Brittonum ist im Besitz eines onagers mit einer Schussweite von ca. 90 m. In ca. 250 Arbeitsstunden wurden aus Eichenbalken und entsprechenden Metallteilen (Spannbuchsen, Verschluss etc.) ein onager nachgebaut, der die Funktionsweise und somit die überlegene Technik der römischen Armee darstellt. Bei den Römertagen in Aalen und Welzheim 2014 wurde dies eindrucksvoll demonstriert.